Xenogears
Entwickler: |
Squaresoft |
Vertrieb: |
Import |
Genre: |
Rollenspiel |
Spieler: |
1 |
System: |
Playstation |
Story
Oookay, ich setze mal
voraus, jeder hat "Final Fantasy VII" gespielt oder zumindest meinen Test
gelesen, ist also mit dem bei Square anscheinend äußerst beliebten
Prinzip des schizophrenen Helden vertraut. In diesem Quasi-Final-Fantasy
wird eben jenes Thema nämlich auf die Spitze getrieben. Die Hauptfigur
und Held des Abenteuers, Fei Fong Wong, vereinigt gleich drei Personae
in sich, und ähnlich kompliziert ist die Story des ganzen Spieles
aufgebaut. Hier mein hilfloser Versuch, die epische Bandbreite von Xenogears
auf wenige Zeilen zu reduzieren:
Auf einer Welt, ähnlich
der unseren (und noch ähnlicher der von FFVII) schwelt seit Generationen
der Konflikt zweier verfeindeter Staaten, Aveh und Kislev. Die unausweichlichen
Scharmützel werden zum Großteil mit antiken Waffensystemen ausgetragen,
welche (ähnlich wie in Segas "Panzer Dragoon"-Szenario) aus unterirdischen
Ausgrabungsstätten geborgen werden. Diese Großroboter, kurz
Gears genannt, werden von einer unbekannten Kraft angetrieben und jeweils
von einem menschlichen Piloten gesteuert. In die Schlacht zwischen Aveh
und Kislev mischt sich nun eine dritte Kraft ein, die Gebler-Streitkräfte,
welche von der schwebenden Stadt Solaris stammen.
Davon ahnt unser Held
zunächst herzlich wenig, als eines Tages just in seinem beschaulichen
Städtchen zwei Gruppen verfeindeter Gears landen, woraufhin sich eine
wüste Schießerei entwickelt. Ohne weiter darüber nachzudenken,
springt Fei in das Streitobjekt, einen experimentellen Gear, und bekämpft
die Angreifer. Als er wieder zu Sinnen kommt, sind nicht nur die Gegner
vernichtet, sondern tragischerweise auch das gesamte Dorf mit fast allen
Einwohnern. Geächtet macht sich Fei auf, um seine Bestimmung zu finden,
nur begleitet vom Gelehrten Citan. Bald schon jedoch schließt er
neue Freund- und Feindschaften, und das Abenteuer nimmt seinen Gang. Nach
einigen kleinen Rebellionen, Machtkämpfen und Gefangennahmen (sozusagen
die Aufwärmübungen) beginnt das Abenteuer erst richtig: Die mittlerweile
neunköpfige Truppe nimmt den Kampf gegen die üblen Genmanipulatoren
von Solaris auf, enträtselt den Ursprung der Menschheit auf dem Planeten
und bekämpft zuletzt die reinkarnierte Form einer biologischen Waffe,
welche die ganze Welt zu vernichten droht.
Soweit die Kurzfassung,
natürlich warten unterwegs noch unzählige mehr oder minder phantastische
Aufgaben auf den Spieler. Ich für meinen Teil habe rund 60 Spielstunden
auf der ersten der beiden CDs zugebracht und erst nach über 90 Stunden
den Endgegner besiegt...
Gameplay
"Xenogears" läßt
sich ausgezeichnet mit "Final Fantasy VII" vergleichen, die Menüsteuerung
beispielsweise wurde weitgehend beibehalten. Zudem findet auch hier in
Kämpfen das "Active Time Battle"-System Verwendung, allerdings wird
die Zeit während des Auswählens angehalten, wodurch deutlich
weniger Hektik ins Spiel kommt. Die Pause zum Nachdenken ist allerdings
auch nötig, da recht häufig Gegner auftauchen, die nur mit einer
bestimmten Taktik oder im Gear (es dauert nur eine Runde, die eigenen Kampfkolosse
herbeizurufen) zu besiegen sind. Normalerweise wird über ein ausgeklügeltes
System von Aktionspunkten bzw. leichten, mittleren und harten Schlägen
gekämpft, durch spezielle Reihenfolgen lassen sich nach und nach jedoch
auch besonders durchschlagende Deathblows erlernen. Schade nur, daß
diese hart erarbeiteten (jawohl!) Skills in spielentscheidenden Begegnungen
so gut wie gar nicht zum Einsatz kommen!
Eine weitere Neuerung
sind die vereinzelt auftauchenden Jump'n'Run-Einlagen, die durch die frei
rotierbare 3D-Grafik ermöglicht werden. Glücklicherweise existieren
im ganzen Spiel Savepunkte (auf der Weltkarte darf wie gehabt jederzeit
gespeichert werden), wodurch diese Geschicklichkeitstests nur ein einziges
Mal (im Turm von Babel, wer es spielt, wird mir rechtgeben) wirklich nerven.
Ansonsten ist eigentlich nur noch zu vermerken, daß sich viele kleine
Unterspielchen in "Xenogears" verbergen, darunter ein "Papier, Schere,
Stein"-Ableger, ein rasantes Kartenspiel sowie ein fast schon professionelles
Gear-Beat'em-Up, das auch von zwei menschlichen Kontrahenten gespielt werden
kann.
Technik
Wie bereits erwähnt,
besteht die Welt von "Xenogears" komplett aus Polygonen, wodurch sie in
acht Stufen flüssig rotierbar ist. Etwas störend wirken dabei
die Personen, welche nach alter Japano-Rolli-Tradition aus Bitmaps bestehen
und je nach Blickwinkel gezoomt und gedreht (acht Ansichten) werden. Leider
läßt sich die Perspektive aber nicht in der Höhe verändern,
weshalb die Heldengruppe nicht selten von hohen Gebäuden im Vordergrund
verdeckt wird. Daß viele Sprünge und Balance-Akte dadurch zum
reinen Glücksspiel werden, muß wohl kaum betont werden. Auch
daß die Steuerung (wie immer) nicht frei konfigurierbar ist, nervt
anfangs, nach einiger Eingewöhnungszeit kommt man jedoch gut mit der
(prinzipiell recht sinnvollen) Padbelegung klar. Die zahlreichen Locations
können jeweils eine eigene Begleitmusik aufweisen, die Qualität
der FFVII-Songs wird dabei jedoch nie ganz erreicht (Ausnahme: der Abspann).
Sprachausgabe gibt es im Spiel (wie üblich) nicht, doch verteilen
sich auf die zwei CDs rund zwanzig Minuten sehr schön gezeichneter,
aber leider abscheulich schlecht synchronisierter Anime-Sequenzen.
Ergebnis
Die Frage, ob "Xenogears"
mit dem großen Vorbild "Final Fantasy VII" mithalten kann, muß
ich trotz der deutlich umfangreicheren und letzten Endes auch abwechslungsreicheren
Story glatt verneinen. Zu lästig sind die ständig erforderlichen
Perspektivenwechsel und Geschicklichkeitstests, zu häßlich ist
die Bitmapgrafik in höheren Zoomstufen und Kämpfen (trotz hervorragender
Lichteffekte). Außerdem kam das Spiel für meinen Geschmack erst
gegen Ende der ersten CD richtig auf Touren, bis zu diesem Punkt hatte
ich ständig das Gefühl, einer lästigen Pflicht nachzukommen,
wenn ich einen neuen Auftrag übernahm. Natürlich ist "Xenogears"
trotz alledem keineswegs schlecht, doch freue ich mich schon jetzt auf
"Final Fantasy VIII", wenn wieder alles in echtem 3D gezeigt wird und keine
Kopffüßler mehr das einheitliche Grafikbild trüben! (Markus
Ziegler)
Wertung
System |
Playstation |
Grafik |
7 |
Sound |
7,5 |
Spielspaß |
7 |
Dauermotivation |
9 |
GESAMT |
8 (von 10) |