The Legend of Zelda

Ocarina of Time

Entwickler:  Nintendo
Vertrieb:  Nintendo
Genre:  Actionadventure
Spieler:  1
System:  Nintendo 64

Story



Das Fantasy-Reich Hyrule wurde einer alten Überlieferung zufolge von drei Göttinnen erschaffen, die dem Land vor ihrem Verschwinden noch ein mächtiges Artefakt namens Triforce hinterließen. Seit jener Zeit wird das Triforce von Generation zu Generation weitergegeben, sicher verwahrt in einer geweihten Zitadelle. Die Jahrhunderte verstrichen, und die bösen Kräfte gewannen zunehmend an Macht. Auch im abgeschiedenen Kokiri-Dorf sind erste Anzeichen des drohenden Sturms erkennbar, und so schickt der mächtige Deku-Baum, seit jeher Wächter der Kokiri, die Fee Navi aus, um den jungen Link herbeizuzitieren. Zwar kann dieser (bzw. der Spieler) den Fluch lösen, der über dem alten Baum liegt, dennoch kommt der Rettungsversuch letzlich zu spät. Vor seinem Absterben schickt der Deku-Baum Link hinaus in die Welt, um zusammen mit Prinzessin Zelda die drei heiligen Steine zu sammeln und die Okarina der Zeit zu spielen. Nur so kann der Weg zum Triforce erschlossen und das Böse ein für allemal vertrieben werden - oder auch nicht!

Genau wie Mario entspringt die "Zelda"-Serie der scheinbar nimmermüden Phantasie des Nintendo-Top-Designers Shigeru Miyamoto und wurde für das N64 erstmals in die dritte Dimension übertragen. Wenn es eine Spielereihe verdient hat, der Urvater des Genres "Actionadventure" genannt zu werden, so ist es mit Sicherheit diese (Hallo Lara!).

Gameplay



Tja, womit soll man bei einem derart ausufernden Gameplay beginnen. Am besten mit einem Vergleich: "Zelda" ist wie "Mario" mit Kämpfen anstelle der Sprünge. Alles klar? Nein? Dacht' ich mir...

Aaalso: Der Spieler steuert die Hauptfigur Link in der Außenansicht per Analogstick durch eine komplett dreidimensionale Welt, die neben einer ausgedehnten Ebene und mehreren Städten auch zahlreiche Dungeons umfaßt. Da nicht alle Bewohner von Hyrule unserem Helden freundlich gesonnen sind, müssen des öfteren die Waffen sprechen, wobei der Umgang mit Schwert, Schild, Schleuder, Bogen usw. erst einmal gelernt sein will. Nur gut, daß jeder Gegner ab einer gewissen Reichweite in eine praktische Zielerfassung genommen werden kann, was vor allem den Einsatz von Fernwaffen erheblich erleichtert. Überdies wachsen überall kleine Grasbüschel, welche nach dem Absensen Goodies wie Munition, Lebensenergie und Rubine freigeben. Letztere sind die offizielle Währung Hyrules und werden in jedem Geschäft anerkannt. Etwas störend ist allerdings, daß man sich eigentlich nie um das liebe Geld kümmern muß, findet sich doch mitten in der Hauptstadt ein Raum voller Töpfe (und damit voller Rubine), der beliebig oft besucht werden kann und immer wieder neu gefüllt ist! Naja, auf diese Weise stellen zumindest die kostenintensiven Bonusspielchen rund um den Marktplatz kein finanzielles Problem mehr dar...

Da es in Hyrule nichts gibt, was es nicht gibt, existiert auch Magie zu einem bestimmten Maße und wird für Schild-, Warp- und Angriffszauber sowie magische Geschosse benötigt. Was Link jedoch wirklich von all seinen (westlichen) Kollegen unterscheidet, ist seine Ausrüstung: Eisenstiefel und das passende Gewand erlauben das Erforschen von Unterwasserhöhlen, der Silberhandschuh wird zum Wegräumen größerer Felsbrocken benötigt, mit dem Enterhaken zieht man sich auf Plattformen bzw. Gegner an sich heran und die Okarina (ein Musikinstrument) vermag zwölf unterschiedliche, magische Melodien zu spielen. Diese Möglichkeiten, kombiniert mit den üblichen Plattformen, Leitern und Schalterrätseln, wären allein schon Grundlage für ein tolles Spiel, doch hat "Zelda" noch
weit mehr zu bieten!

Die Tatsache, daß Link nach dem Auffinden der drei heiligen Steine (da fängt das Spiel gerade erst an) den Tempel der Zeit betreten kann, ermöglicht es ihm, beliebig zwischen seinen Kindertagen und seiner Zeit als erwachsener Held zu wechseln. Man benötigt als Erwachsener eine Leiter? Kein Problem, wenn man als Kind an der richtigen Stelle eine Kletterpflanze gesät hat. Man kann als Kind keinen Enterhaken benutzen? Na, dann erledigt man die betreffende Stelle eben als Erwachsener. Genau nach diesem Muster unterscheiden sich auch die Waffen mit dem jeweiligen Alter: Aus dem Kokiri-Schwert wird das Master-Schwert, aus der Schleuder der Feenbogen etc. So durchstöbert man unzählige Ortschaften und Labyrinthe, erledigt noch mehr Sub-Quests (Hühner- und Spinnenjagden, Schieß- und Reitwettbewerbe, Angeln, Minenbowling...), redet mit den seltsamsten Zeitgenossen und findet die außergewöhnlichsten Gegenstände, z. B. einen magischen Stein, welcher versteckte Schätze durch Vibrationen des Rumble Paks andeutet. Dieses kann übrigens die ganze Zeit über eingesteckt bleiben, da direkt auf das Modul gespeichert und somit keine Memory Card benötigt wird.

Technik



Leider hat auch "Zelda" mit einem typischen N64-Problem zu kämpfen: Da sämtliche Texturen durch einen winzigen Filter gejagt werden, wirkt das Bild stets etwas unscharf, wodurch man gelegentlich den Eindruck hat, vor einem gut gemachten Playstation-Video zu sitzen. Hinzu kommt, daß Kameraschwenks regelmäßig von einem kaum merklichen Ruckeln begleitet werden. Andererseits dürften diese winzigen Mängel dem normalen Spieler kaum auffallen, schließlich gibt es als Entschädigung hübsch animierte Monster und Menschen, verwinkelte Stadtanlagen und beeindruckende Lichteffekte zu bewundern. All das wird von märchenhafter Musik begleitet, wobei "märchenhaft" hier nicht (nur) "märchenhaft gut", sondern vielmehr "wie im Märchen" bedeutet. Meistens umschmeicheln also friedliche Flötentöne das Ohr, die jedoch sofort einen drohenden Unterton annehmen, wenn sich ein Feind nähert.

Über die Soundeffekte gibt es nicht allzuviel zu sagen, außer daß sie durchaus zum Geschehen passen, zum Teil (Hühnergegacker...) wichtig für die Lösung der Nebenrätsel sind, und daß man auf seiner Okarina tatsächlich musizieren kann. Sprachausgabe gibt es, abgesehen von einigen "Hey!"- und "Hello!"-Rufen, nicht, dafür wurden alle Screentexte sehr professionell ins Deutsche übertragen.

Bleibt nur noch der letzte, wichtigste und umstrittenste Technik-Aspekt: die Steuerung. An ihr scheiden sich die Geister, die einen finden sie genial, die anderen total daneben. Ich bin geneigt, mich der ersten Meinung anzuschließen, doch schließt Genialität bekanntlich nicht alle Schwächen aus. Wie schon erwähnt, steuert man Link mittels des Analog-Sticks. Oben im Screen werden dabei stets die gerade möglichen Tasten angezeigt (C oben: Rundumsicht, C links, unten, rechts: Items, B: Schwert, A: Aktion). Sobald der Junge nun vor einem interaktiven Objekt steht, verwandelt sich diese Anzeige entsprechend und erlaubt das Verschieben von Kisten, das Tauchen etc. Abgesehen davon handelt Link fast schon selbständig: Läuft man über einen Abgrund hinaus, springt er automatisch ab, hält man auf eine Felswand zu, hüpft er hinauf und zieht sich hoch. Das wäre an sich ja sehr lobenswert, doch verdammt es den Spieler zu einer Art Passivität, die (zumindest mich) nach einiger Zeit doch ziemlich nervt...

Ergebnis



Ich gebe es zu, ich bin ein gemeiner Mensch. Es ist schon recht anstrengend, an einem tollen Spiel wie "Zelda" so viele Kritikpunkte zu finden, nichtsdestotrotz habe ich mir den besten bis zuletzt aufgehoben: Egal, wann man speichert, man wird beim Neustart stets entweder an den Anfang des gerade aktuellen Dungeons (nicht etwa in den letzten Level) bzw. in seine Kokiri-Hütte/die Zitadelle der Zeit (nicht etwa in die zuletzt besuchte Stadt) zurückversetzt. Daraus resultieren nicht nur ewige Fußmärsche, nein, oftmals müssen auch längst erledigte Handlungen und Gespräche wieder aufgerollt werden, worauf Navi dann mit einer beispiellosen Beharrlichkeit hinweist. Lästig, das!

Aber was soll's? Abgesehen von diesem Ärgernis (und den obigen Kritikpunkten) gibt es an "The Legend of Zelda - Ocarina of Time" eigentlich nichts zu verbessern. Ist ja auch kein Wunder, wenn man bedenkt, wie lange das Team um Shigeru Miyamoto am Gamedesign gefeilt hat. Langer Rede kurzer Sinn: Wer ein N64 sein eigen nennt, kommt um die Anschaffung dieses epischen Spiels nicht herum! (Markus Ziegler)

Wertung